Cocktail Lexikon

Die Geschichte des Cocktails

Die Bezeichnung „Cocktail“ bedeutet eigentlich „Hahnenschwanz“ und will so gar nicht zu dem Bild eines kühlen Pina Colada oder Planters Punch passen. Angeblich verdankt der vielfältig variierbare Drink seinen Namen einem Siegesumtrunk nach Hahnenkämpfen, wo man auf den Hahnenschwanz des Gewinners trank. Im Englischen nennt man dieses Usus „to drink on the cocks tail“. Angeblich wurde der Begriff später eingekürzt und ergab den Namen des heute bekannten Getränketyps. Andere Geschichten wollen uns glaubhaft machen, dass man die leckeren Drinks anfänglich mit einer Hahnenfeder garnierte. Das ist aber nun alleine aus hygienischen Gründen weniger wahrscheinlich! Ein dritter Erklärungsansatz geht davon aus, dass die Farbenpracht des Cocktails an einen Hahnenschwanz erinnert habe und daher entsprechend benannt wurde. Drinks, in denen sich verschiedene farbige Schichten bilden, nennt man übrigens heute „Pousse Cafe“.

Die Erklärung dafür wollen wir uns schenken. Sie dürfte genau so abstrus sein wie die bereits erwähnten. Man glaubt heute, dass es möglicherweise ein Franzose namens Antoine Peychaud war, der als erster ein Mixgetränk aus Absinth und Whiskey kreierte und dieses in einem Eierbecher servieren ließ. Der heisst im Französischen „Coquetier“. Angeblich haben die Amerikaner daraus den heutigen Begriff gemacht. Irgendwie klingt das wie die nächste recht unwahrscheinliche Legende rund um das Getränk. Eine andere besagt, dass in einer amerikanischen Bar ein hohler Keramikhahn stand, in den man Getränkereste kippte. Diese sollen angeblich nach einiger Zeit zum Sonderpreis verkauft und aus dem Schwanz des Hahns gezapft worden sein. Die Wahrheit ist wohl, dass man nicht mehr weiß, woher der Name des Cocktails stammt und wer der tatsächliche Erfinder war.

Viel mehr darf man annehmen, dass der Cocktail erfunden wurde, weil viele alkoholische Getränke pur zu stark waren. In den USA brannte man Korn und Whisky selber. Es kam dabei nicht so sehr auf das feine Aroma an, sondern den Alkohol an sich. Für die Damen waren das zweifellos keine angemessenen Getränke – also versuchte man wohl, sie mit etwas Süßem abzumildern. Dazu konnte man Fruchtsäfte, Honig und Zucker, Wein oder Sekt oder ähnliches nehmen.

Die Erfindung des Likörs erbrachte auch Trinkbares für Frauen und mit den zahlreichen Einwanderern kamen noch weitere alkoholische Rezepte in die Vereinigten Staaten. Man experimentierte damit und erfand nach und nach die Short Drinks, Longdrinks und zahlreiche Cocktailrezepte. Und was unterscheidet diese Getränkeformen nun im Einzelnen? Longdrinks verlängern eine Alkoholart mit Soda, Coca Cola, Wasser oder Saft. In den Cocktailrezepten aber werden mehrere alkoholische Getränke und Fruchtsäfte miteinander kombiniert oder übereinander gelagert. Dazu können sich noch weitere Zutaten wie Gewürze und Dekor gesellen. In Deutschland fanden Cocktails vor allem über die internationalen Hotelketten ihre Einführung. Das war bereits vor dem ersten Weltkrieg. Aber erst mit den Fünfzigern und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Mixgetränke in den Großstädten wirklich bekannt. Der zunehmende Tourismus der siebziger Jahre tat ein Übriges – und heute kennt fast jeder ein oder mehrere international bekannte Cocktailrezepte. Und in der Regel hat man diese auch einmal probiert – zum Beispiel im Urlaub.

Bevor wir ein paar klassische Cocktailrezepte benennen, macht es Sinn, auf die etwa 30 unterschiedlichen Varianten hinzuweisen, mit denen man alkoholische Mixgetränke servieren kann.

Der Shortdrink und der Longdrink wurden bereits benannt. Außerdem gibt es den Aperitif vor dem Essen und den Digestiv nach dem Mahl. Flips, Medium Drinks, Egg-Noggs, Martinis, Sours, Champagnercocktails, Shooters, Rickeys, Fix- und Fizz-Getränke, Collins, Highballs, Juleps, Tropical-Cocktails, Fruchtpunschsorten, Coladas, Bowlen und Batidas sind bekannt geworden. Eine andere Einordnung wäre nach dem Grundstoff des jeweiligen Cocktaildrinks möglich: Also Whisky- oder Rumcocktail, Wodkamixgetränk und so weiter.

Wenn wir Sie nun bitten würden, einmal alle Cocktailgetränke zu benennen, die Ihnen bekannt sind, würden Sie sich wundern, wie viele es sind! Zu denen, die man heute überall angeboten bekommt und wenigstens namentlich kennt, gehören Gin Tonic, Caipirinha, Campari Orange, Bloody Mary, Gin Fizz, Kir Royal, Martini, Margarita, Pina Colada oder Tequila Sunrise.
Viele davon sind auch unter jungen Leuten geradezu Kultgetränke und durchaus nicht mehr nur den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Einen Cocktail zu trinken heißt, ein entspanntes Lebensgefühl zu zelebrieren und Genussfähigkeit wichtig zu nehmen.

Man hat Zeit für entspannte Plaudereien und sucht sich dafür auch ein passendes Ambiente und Menschen, mit denen man den Genuss teilen kann. Die Getränke werden gekühlt in verschiedenen Gläsern und mit unterschiedlichen Dekorationen serviert. Die klassischen und modernen Cocktailrezepte sind bekannt und können heutzutage von jedermann aus dem Internet herunter geladen werden. In internationalen Barmixerwettbewerben werden immer neue alkoholische und nicht alkoholische Mixgetränke erfunden.

Längst interessieren sich auch Privatleute für diesen schönen Kult und schaffen sich alle Utensilien an, die man dazu benötigt. Wer heute etwas auf sich hält, lagert keine Kisten Bier mehr auf dem Balkon, sondern kann verschiedene klassische Cocktailgetränke mixen – und zwar in der hauseigenen Bar.